Königin Wilhelmina inkognito auf Reisen

Sie reiste am 8. Mai des Jahres 1900 inkognito in Schwarzburg an. Die junge Königin Wilhelmina der Niederlande nahm unter dem Namen „Herzogin von Flandern“ mit der Königinmutter Emma  und ihren Bediensteten im Hotel Weißer Hirsch Quartier. Der „Weiße Hirsch“, damals gerade umgebaut und renoviert, war eines der elegantesten und renommiertesten Hotels in Thüringen. Sie wurde feierlich empfangen und es darf wohl angenommen werden, dass die wahre Identität der „Herzogin von Flandern“ in Schwarzburg  nicht lange verborgen blieb.

Anlass des Besuches war ein familienpolitisches Ereignis hohen Ranges. Es ging um die Begegnung der jungen Königin mit Prinz Heinrich von Mecklenburg, dem Neffen des letzten Fürsten Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt. Das Haus Nassau-Oranien, aus dem die Königin stammte, hat traditionelle Verbindungen zu deutschen Fürstenhäusern, die auch in der Heiratspolitik der Familie eine herausragende Rolle spielten. 

Die Ehen in den Adelshäusern wurden durch die Familien unter politischen Gesichtspunkten arrangiert. Auf Schloss Schwarzburg sollten sich nun die jungen Leute kennenlernen. Die Königin weilte bis zum 6. Juni, also über vier Wochen in Schwarzburg. Man unternahm gemeinsame Spaziergänge und Ausfahrten, picknickte in der Fasanerie, dem Jagdschlösschen des Fürsten, und fand offenkundig Gefallen aneinander. Es war eine Art stille Verlobung. Offiziell wurde sie im Oktober des Jahres im Odenwald bekannt gegeben. Am 7. Februar 1901 heirateten Königin Wilhelmina und Prinz Heinrich in Den Haag. Das Fürstenpaar Anna Luise und Günther Victor von Schwarzburg- Rudolstadt schenkten dem jungen Paar zu diesem Anlass ein schönes Gemälde des Malers Carl Malchin. Es zeigt stimmungsvoll das schön gelegene Schloss Schwarzburg mit der Hirschwiese. Eine Erinnerung an die Begegnung in Schwarzburg. Das Gemälde hängt heute im Nationalmuseum der Niederlande, dem Rijksmuseum Paleis Het Loo in Apeldoorn. In Schwarzburg blieb der Besuch der Königin in Erinnerung und man ist heute noch stolz darauf.