Friedrich Ebert und die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung in Schwarzburg

Friedrich Ebert während seines Urlaubs in Schwarzburg
Friedrich Ebert unterzeichnete während seines Urlaubs in Schwarzburg die Weimarer Verfassung, Quelle: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung, Foto: Paul Brand, Schwarzburg
Historische Postkarte mit Handschrift von Friedrich Ebert
Postkarte von Schwarzburg "Reichspräsident Ebert zur Unterzeichnung der Weimarer Verfassung am 11. August 1919", Quelle: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung, Fotos: Paul Brand, Schwarzburg

Im August 1919 begegneten sich auf der langgezogenen Terrasse vor Schloss Schwarzburg zwei distinguiert aussehende Herren. Der eine, untersetzt und breitschultrig mit goldener Brille, war der am 11. Februar von der Nationalversammlung in Weimar zum Reichspräsidenten gewählte Friedrich Ebert. Er war von Beruf Sattler und hatte sich durch engagierte politische Arbeit in der SPD und der Gewerkschaft qualifiziert. Er verfügte über parlamentarische Erfahrungen und außerordentliche organisatorische Fähigkeiten. Der andere hochgewachsene Herr mit militärisch gerader Haltung war Fürst Günther Viktor von Schwarzburg. Er konnte auf eine bis in das achte Jahrhundert zurückreichende aristokratische Ahnenreihe zurückblicken und hatte als letzter der deutschen Fürste im November 1918 abgedankt. Man grüßte sich höflich und ging aneinander vorbei. Für einen Augenblick begegneten sich vor dem alten Stammschloss der Grafen und Fürsten von Schwarzburg der Vertreter einer untergegangenen Zeit und das erste demokratische Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte.

Für vierzehn Tage stand Schwarzburg im Brennpunkt der Geschichte. Am 29. Juli 1919 war Friedrich Ebert mit seiner Frau Louise  und seinem Sohn Friedrich zu einem Erholungsurlaub in Schwarzburg eingetroffen. In seiner Begleitung befanden sich der Leiter seines Büros, Rudolph Nadolny und dessen Stellvertreter Otto Meissner mit ihren Familien. Eberts Sohn Karl traf später ein.

Ebert war schon neun Tage zuvor vor in Gesellschaft  von Ministerpräsident Bauer und Reichswehrminister Noske von Weimar kommend zu einem Tagesausflug in Schwarzburg gewesen. Man speiste im Hotel „Weißer Hirsch“. Vermutlich hat dabei schon die Vereinbarung für den Erholungsurlaub mit dem Besitzer des Hotels stattgefunden. Dem Reichspräsidenten und seiner Begleitung wurde die zum „Weißen Hirsch“ gehörende Villa „Schwarzaburg“ am Schlossberg zur Verfügung gestellt. Die Familie unternahm ausgedehnte Spaziergänge in Schwarzburgs herrlicher Umgebung.

Inzwischen wurde am 31. Juli in Weimar die Verfassung durch die Nationalversammlung angenommen. Bereits Anfang August trafen weitere Regierungsmitglieder zum Erholungsurlaub in Schwarzburg ein. Am 11. August 1919 war das Kabinett vollzählig anwesend. An diesem Tag unterschrieben der Reichspräsident Friedrich Ebert und nach ihm alle Minister in einem feierlichen Festakt in Schwarzburg die erste demokratische Verfassung in Deutschland, die Weimarer Verfassung.

2019 wird sich dieser Tag zum einhundertsten Mal jähren. Und wieder werden Schwarzburg und Weimar im Zentrum großer Ereignisse stehen.

Öffnet externen Link in neuem FensterInformationen zu Friedrich Ebert bei der Friedrich-Ebert-Stiftung